Ich liebe es, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Zu oft steckt man fest, weil man mit dem bisherigen Problemlösungsverhalten nicht weiterkommt. Zu oft resigniert man oder geht in den Kampf, statt verrückt und kreativ zu denken.
Ein Problem, was eigentlich jeder bei uns im Dorf hat: Der Hund bellt am Gartenzaun. Die achselzuckende Aussage: „Hab schon alles versucht, nichts hat was gebracht. So isser halt.„
An dieser Stelle sei gesagt: Willkommen auf dem Dorf!
Für manche (!) Hunde kann das total okay sein. Wir haben hier Hunde die chillen im Garten ihr Leben und sind zu 1000% glücklicher, als drinnen Däumchen zu drehen. Wenn etwas am Grundstück ist, was sie stört (meistens geht es nur um Artgenossen) bellen sie, manche laufen noch bis an den Zaun andere nicht. Danach geht’s zurück in den Dösen-Modus. Es stört die Halter nicht, es stresst die Hunde nicht, eventuell stört es die Nachbarn das kann ich nicht beurteilen. Falls es auch die nicht stört und die Hunde keinerlei andere Auffälligkeiten entwickeln: So what? Lasst sie bellen.
Es gibt aber auch die Hunde, die überfordert und gestresst sind. Die im schlimmsten Fall eine Bell Stereotypie entwickeln. Es gibt die Hunde, die ohne ausreichend Management die Information ableiten „ich bin für das Grundstück verantwortlich, ich muss aufpassen, ich muss entscheiden wer/was ok ist“ und die deshalb eine territoriale Aggression entwickeln. Es gibt Halter, die das Bellen nervt und die es wirklich gern abstellen würden wenn sie nur wüssten wie.
Zurück ins Studio zu „ich habe ja alles probiert, aber es hilft einfach nichts.“
„ALLES“ bedeutet normalerweise: Mit Futter abgelenkt, irgendwie fürs Bellen bestraft, extra zu den Fremden hingelassen, extra NICHT zu den Fremden hingelassen. Eventuell (nicht auf dem dorfigsten Dorf, aber anderswo) wurde noch ein Hundetrainer hinzugezogen, vielleicht sogar zwei, aber die konnten auch nicht helfen.
Szenario A
Nun könnte es ja sein, dass der dritte Trainer hilft. Ich bin zB durchschnittlich der fünfte Trainer, den die Hundehalter aufsuchen. Vielleicht wars einfach noch nicht der richtige. KEIN Trainer hat für jeden Hund und jeden Mensch die richtige Lösung in Petto.
Aber vielleicht scheidet diese Option ja aus. Man hat kein Geld, oder keine Zeit, oder man will einfach nicht mehr. Sind wir jetzt doch am Ende angelangt?
NEIN!
Szenario B
Man könnte sich entscheiden, den Hund nur noch an der Schleppleine in den Garten zu lassen, um ihn unter Kontrolle zu haben. Oder ihn gezielt zu Zeiten rauszulassen, wenn wenig los ist. Oder ihn gar nicht mehr in den Garten lassen und dafür öfter mit ihm in der Natur verweilen. Es sollte jedenfalls ein Ausgleich für den Hund geschaffen werden. Ich persönlich hatte übrigens lange Zeit keinen Garten und habe Arbeiten am Laptop im Sommer immer mit Hund im Grünen erledigt. Dafür herrscht dann zuhause Ruhe und der Hund kann mit gutem Gewissen drinnen gelassen werden.
Vielleicht ist das aber auch nicht die passende Lösung, weil man ja extra ein Haus mit Garten für den Hund hat und so hat man sich das einfach nicht vorgestellt.
Ende schlecht, alles schlecht?
Szenario C
Wäre ein Sichtschutz vielleicht eine Option? Ein wirklich dichter, damit der Hund zumindest nichts mehr sieht? Selbst wenn es an Geld fehlt, gibt es gaaanz viele verschiedene Möglichkeiten, doch an einen Sichtschutz zu kommen.
Ein paar Beispiele:
Do it yourself. Kostenloses Material sammeln und selbst bauen. Tauschgeschäft anvisieren: Jemand anderes macht den Sichtschutz selbst, dafür bekommt er zur Gegenleistung irgendwas das er gebrauchen kann. Man zahlt den Sichtschutz in Raten. Man verwendet nur in einem Teil des Gartens Sichtschutz und der Hund darf nur diesen Teil nutzen. Man macht sich schlau, welche Pflanzen schnell wachsen und dicht sind.
Vielleicht möchte man aber keine visuelle Mauer ziehen oder hat wirklich kein Geld dafür. Dann könnte man immer noch weitere Möglichkeiten finden! Kürzen wir an dieser Stelle mal ab und ich beschreibe nur noch ein letztes Szenario.
Szenario D
Man übt sich darin, cool zu bleiben wenn der Hund bellt. Was für eine super Entwicklungsaufgabe, sich davon nicht stören zu lassen! Dieser Ansatz sollte zwingend mit einer guten Nachbarschaftspolitik einhergehen. Es macht schon viel, wenn man dem Nachbarn freundlich winkt und hallo sagt während der Hund bellt, je nach Lärmpegel kann man noch ein paar Sätze wechseln. Man kann Kuchen zu den Nachbarn bringen und sich entschuldigen. Erzählen, was man sich für einen Kopf macht und was man schon alles versucht hat. Insgesamt freundlich auf die Nachbarn zugehen.
Du merkst worauf ich hinaus will, oder? Ich behaupte frech, es gibt für JEDES Problem MINDESTENS 10 Lösungen, an die die betroffene Person noch nicht gedacht hat.
Man könnte sich gut mit Freunden über scheinbar unlösbare Probleme austauschen, denn jeder Kopf denkt in eine andere Richtung kreativ. In diesem Fall nur bitte klar formulieren dass es nicht um eine Belehrung geht, sondern um ein gemeinsames Öffnen der Box, um über ihren Rand hinaus zu schauen.