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Vor 9 Jahren holte ich mein Sonderangebot aus dem Tierheim… Da war ich mit den Worten ins Tierheim gestapft „geben Sie mir den Hund, den keiner möchte“ – und hinaus ging ich mit Laini, die damals noch Peggy hieß. Peggy war nach ihrer Beschlagnahmung schon einmal vermittelt worden, musste nach 1,5 Jahren aber wieder ins Tierheim. Nicht weil sie unberechenbar nach Menschen schnappte, Panik beim Auto fahren bekam, gebrechlich war, oder so eigenwillig. Sondern, weil sie plötzlich die Dackel der neuen Halterin biss. Die etwa 65 Jährige wollte deshalb einen Hundetrainer holen, aber ihr Mann meinte sowas bringt doch nur im Fernsehen etwas.
Die Mutter meines damaligen Partners hatte auch einen schwierigen Hund. Der Bullterrier zog an der Leine und war komplett unverträglich. Er war halt so. Sie wäre gar nicht auf die Idee gekommen, dass man da was machen kann.
In meiner Wahrnehmung war es früher öfter so, dass Hunde halt so waren wie sie waren und ihre Macken hatten. Das war zwar schade, weil man sicherlich noch viel Stress hätte bearbeiten können – aber auf der anderen Seite war die Beziehung zwischen Hund und Mensch oft wahnsinnig innig. Jeder hatte Kanten und man war okay so.
Heute wissen wir dank Fernsehen, Youtube, Büchern, Zeitschriften und den zahlreichen Hundeschulen, dass man das Verhalten des Hundes beeinflussen kann. Das ist toll, weil man dem Hund und dem Mensch dadurch viel Stress nehmen kann. Aber ich habe auch das Gefühl, dass es da zu einem Realitätsverlust gekommen ist.
Wir können eben nicht jeden Hund mit jeder Rasse und jeder Vorgeschichte zu allem formen, was wir wollen – und wir sollten das auch gar nicht versuchen!
Muss jeder Hund in ein Leben in der Großstadt mit Vollzeitjob integrierbar sein? Muss jeder Hund aufhören zu bellen, wo übrigens ALLE anderen Tiere selbstverständlich ihre Stimme benutzen dürfen? Muss jeder Hund über Hürden hüpfen, auf den Weihnachtsmarkt mitkommen und den Postboten lieben?
Ich habe auch das Gefühl, dass man dadurch inzwischen manchmal dieses ehrliche tiefe Band ein wenig verliert. Denn der Hund ist noch ein Projekt, noch nicht gut genug, kann dies und das noch nicht.
Ich habe meine erste Hündin damals jahrelang nicht wirklich verstanden. Sie war wirklich ungemein verkorkst und wunderbar starrsinnig. Gleichzeitig aber auch unglaublich sanft und sie ging so tief in mein Herz. Für mich war es immer am wichtigsten, sie zu VERSTEHEN, damit es ihr und mir noch besser geht. Es ging nicht darum, sie zu ändern.
Kannst du dich so stehen lassen, annehmen und lieben, wie du bist? Und kannst du das deinem Hund geben?